Werther befindet sich weit von zu Hause in einer deutschen Kleinstadt und hält brieflich Kontakt zu seinem Freund Wilhelm. Werther ist viel allein. Mit den Bürgern der Stadt bekannt zu werden, interessiert ihn wenig. Was sollten die ihm zu sagen haben? Es ist ein einförmiges Ding um das Menschengeschlecht. Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen, um es loszuwerden.
Die Stadt selbst ist unangenehm, schreibt er seinem Freund, dagegen rings umher die unaussprechliche Schönheit der Natur lädt ihn zu Spaziergängen ein. Nach und nach ergreift allerdings ein neues Gefühl den jungen Werther: Sehnsucht. Es ist wunderbar: wie ich hierher kam und vom Hügel in das schöne Tal schaute, wie es mich rings umher anzog. – Dort das Wäldchen! – Ach könntest du dich in seine Schatten mischen! – Dort die Spitze des Berges! – Ach könntest du von da die weite Gegend überschauen! – die in einander geketteten Hügel und vertraulichen Täler! – O könnte ich mich in ihnen verlieren! –– Ich eilte hin, und kehrte zurück, und hatte nicht gefunden, was ich hoffte. O es ist mit der Ferne wie mit der Zukunft! (...) Wir sehnen uns, ach! unser ganzes Wesen hinzugeben (…) Und ach! wenn wir hinzueilen, wenn das Dort nun ein Hier wird, ist alles vor wie nach, und wir stehen in unserer Armut, in unserer Eingeschränktheit ... ”