Nackt in die Natur!


Etwa ab 1900 sind auch die Verfechter der Nacktkultur bei der Reformbewegung. Ohne Kleidung fühlen wir uns freier, spüren Wind und Sonne auf der Haut, leben natürlicher – so der Gedanke.

Heute spricht man von Freikörperkultur, FKK. Ein FKK-Strand ist also ein Ort, an dem Sie nackt baden dürfen und oft auch müssen. Nur gibt es manchmal Orte, an denen aus Tradition nackt gebadet wird, obwohl es eigentlich nicht erlaubt wäre.

FKK hat eine lange Geschichte. In einigen Ländern des Deutschen Reiches war es erlaubt. Die Nazis haben es erst verboten, dann, ab 1942 wiedererlaubt.
Die DDR-Regierung versuchte 1954 es zu verbieten. Nach vielen vielen Protesten musste sie es 1956 wieder erlauben. Einmal hat Protest im Arbeiter- und Bauernstaat etwas genützt.

FKK hat nichts mit Promiskuität zu tun. Ganz im Gegenteil. Die ersten Nacktbadetheoretiker wollen ein „entspanntes Verhältnis“ zwischen den Geschlechtern. Die Badehose richte gerade die Aufmerksamkeit auf „diese Teile“. Es laufen alle nackt herum und intensives Hinsehen ist verpönt. Wie der Soziologe Norbert Elias einmal gesagt hat: „Wir sehen unser modernes Leben als entspannt und liberal. Das Gegenteil ist der Fall. Hätte es im Mittelalter einen FKK-Strand gegeben, wären Männer und Frauen aufeinander losgesprungen. Heute sind wir tief von innen diszipliniert.“

Wie dem auch sei, für Deutsche ist das alles ziemlich normal.

Nach einer Umfrage des Online-Reisebüros Expedia unter 11.165 Erwachsenen aus 24 Ländern hat Deutschland die meisten FKK-Anhänger. Rund 28 Prozent der Befragten gaben an, sich schon einmal ohne Bikini oder Badehose am Strand gesonnt zu haben. Das ist fast jeder Dritte. Damit zeigen wir uns so selbstbewusst nackig wie kaum ein anderes Land. Nur unsere Nachbarn, die Österreicher, ziehen sich genauso gerne aus wie wir (28 Prozent). Auf Platz zwei landeten die Norweger (17 Prozent), auf Platz drei die Spanier (17 Prozent). (Spiegel 30.7.2014)