1788 verlässt Goethe Rom und kehrt nach Weimar zurück. Dort verehrt man immer noch
Schillers „Räuber“ über alles. Hat sich hier nichts entwickelt? Es scheint so.
Goethe ist mit seinen klassischen Idealen isoliert. Er erlebt seine Heimkehr wie eine Verbannung und denkt an seine letzte Nacht Italien zurück: „Wiederhol' ich die Nacht, wo des Teuren so viel mir zurückblieb, Gleitet vom Auge mir noch jetzt eine Träne“.
Warum ist er dann zurückgekehrt? Vermutlich hätte er gesagt: „Glück ist nicht das wichtigste im Leben. Es gibt auch die Pflicht
und mein Telos, meinen Lebenszweck, ein Schriftsteller zu sein deutscher Sprache“. Aber das ist nur Vermutung.
In „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ singt die kleine Mignon aus der Gegend von Mailand, die dann bald stirbt:
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl? Dahin! Dahin
Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!
1790 ist Goethe noch einmal in Italien. Er soll Herzogin Anna Amalia dort abholen. Jetzt ist er entnervt.
"Das ist Italien, das ich verließ. Noch stäuben die Wege,
Noch ist der Fremde geprellt, stell er sich, wie er auch will. (...)
Jeder sorgt nur für sich, mißtrauet dem andern, ist eitel,
Und die Meister des Staats sorgen nur wieder für sich."
Goethe denkt an anderes:
"Arm und kleiderlos war, als ich sie geworben, das Mädchen;
Damals gefiel sie mir nackt, wie sie mir jetzt noch gefällt."